Abschiedsworte Propst Müller und Einladung

Mitte September beendet Propst André Müller seine langjährige Arbeit in der Pfarrei St. Lamberti und geht endgültig nach Oberhausen, wo er bereits als Stadtdechant und Propst tätig ist. Propst Müller hat einige persönliche Worte dazu verfasst:

Liebe Schwestern und Brüder!

Es ist Zeit, Abschied zu nehmen.

Seit 2004 übe ich nun den überwiegenden Teil meines priesterlichen Dienstes im Bistum Essen in Gladbeck aus. Ich fing noch als ernannter Pfarrer in St. Johannes an. Am Tag meiner Einführung offenbarte mir der damalige Stadtdechant Karl-Heinz Berger, der gerade von der Dechantenkonferenz kam, dass schon in Kürze die
Großpfarrei St. Lamberti gegründet werde. Ich war also nach ein paar Jahren schnell Pastor von St. Johannes, was allerdings nicht lange währte, denn schon nach kurzer Zeit bat mich der Bischof, im Zuge der Pensionierung von Propst Berger, die gesamte Pfarrei in Gladbeck zu leiten und meine Wohnung im Stadthaus zu nehmen.

Was ist in dieser Zeit alles meine Aufgabe als Pfarrer gewesen?
Die Gemeinden in Gladbeck zusammenzuführen, einen Kirchenvorstand für die Stadtpfarrei zu formieren, Ängste und Widerstände abzubauen, die Seelsorge bei eklatant weniger werdendem Personal zu verantworten, Ehrenamtliche zu befähigen, sich als Getaufte und Gefirmte auch als Seelsorgende zu verstehen, ein Leitbild für die Pfarrei zu entwickeln, den Pfarrgemeinderat als pastoral entscheidende Größe für die Gesamtpfarrei zu etablieren, den schwierigen, aber auch aus heutiger Sicht immer noch mutigen, aber auch mit vielen Enttäuschungen und auch teilweise mit Wut gepaarten Pfarreientwicklungsprozess bis zum Votum durch den Bischof nahezu einstimmig und in den Gremien einvernehmlich auszugestalten, die zahlreichen pastoralen und baulichen Umsetzungen anzupacken, immer wieder neu alte Kirchen- und Gemeindebilder, die künftig kaum noch greifen werden, ansatzweise hin zu neuem pastoralen Arbeiten mit neuen Bildern und Visionen von Kirche in der heutigen Gesellschaft zu füllen, mit dem, was „die Menschen“ brauchen und künftig noch von uns erwarten, die wahrlich stürmischen „Großwetterlagen“ der Kirche in Deutschland, in Europa und weltweit vor Ort anzunehmen und wahrzunehmen, dass Vieles so nicht weiter gehen kann und darf, dass neues Vertrauen aufgebaut werden muss, Schutzkonzepte für eine gute Präventionsarbeit zu erstellen, nah bei den Menschen zu bleiben, die Sakramente gut und den heutigen Menschen entsprechend in Vorbereitung und Feier anzubieten als ein Geschenk der Nähe Gottes
usw. usw. usw…

Liebe Schwestern und Brüder!

Das alles konnte ich nicht alleine tun. Die Hauptamtlichen in Seelsorge und Verwaltung sowie die vielen Ehrenamtlichen in unserer Pfarrei und in unseren Verbänden, in der Caritas, in der Kirchenmusik, in der Katechese und der Liturgie und auch in der Stadtgesellschaft, aber auch viele Freunde haben mitgeholfen. Ohne Sie alle hätte ich das gar nicht bewältigen können.
Einzelne Namen zu nennen, wäre hier fehl am Platz.

Die Pfarrei St. Lamberti mit ihren ca. 27 000 Mitgliedern wird eine Zukunft haben, eine Zukunft, die Sie mitgestalten und die die Menschen und vor allem Gott im Blick haben muss. Die Zeit der Volkskirche ist erstmal vorbei, aber das Evangelium Jesu Christi wird seine frei und fröhlich machende Kraft weiter entwickeln, wie es sich in der Geschichte der Kirche immer wieder gezeigt hat.

Für mich gilt es nun,  „Danke“ zu sagen. Danke, dass Gott mich begleitet hat. Danke allen Menschen in Gladbeck, die mir in fast 20 Jahren zur Heimat geworden sind!

Als Gladbecker werde ich nun nach Alt-Oberhausen zu den Dominikanerinnen ziehen, von dort aus zunächst meine Aufgaben als Stadtdechant und Propst von St. Pankratius und St. Clemens in Osterfeld und Sterkrade nun noch verstärkter ausüben. Immerhin habe ich zwei Jahre drei große Pfarreien geleitet. Dieser Spagat zwischen Gladbeck und Oberhausen ist auf Dauer nicht zu bewältigen. Dann werde ich mich mit darum kümmern, dass das ganze Stadtgebiet Oberhausens mit über 70 000 Gläubigen in der katholischen Kirche eine Pfarrei wird, in der Netzwerke des Glaubens und der Gemeinschaft weiterhin entstehen und bestehen können. Das alles fordert mich ganz.

So gehe ich, nachdem der Bischof meine Bitte um Entpflichtung von meinen Aufgaben als Pfarrer in Gladbeck angenommen hat, mit einem lachenden und zufriedenen, aber auch mit einem weinenden Auge. Natürlich habe ich nicht alles richtig gemacht, konnte ich nicht allen Menschen mit ihren Ansichten und Wünschen gerecht werden.
Dafür möchte ich, wenn es angezeigt und noch nicht geschehen sein sollte,  um Verzeihung bitten. Ich habe mich aber immer mit all meinen Kräften, meinem Glauben und Ansichten, mit meinen persönlichen Stärken und Schwächen eingesetzt und versucht, alles und alle irgendwie „unter einen Hut“ zu bekommen.

Nun sage ich Lebewohl.
Das möchte ich gemeinsam mit Ihnen und Euch tun.

So lädt die Pfarrei zu einer Messfeier und zu einem anschließendem Empfang am Sonntag, den 17. September um 10.00 Uhr in die St. Lamberti-Kirche und anschließend ins K4 ein.

Ich würde mich sehr freuen, Sie und Euch alle begrüßen zu dürfen.

Meinem Nachfolger, Thomas Zander,  wünsche ich viel Tatkraft im Weinberg des Herrn und alles erdenklich Gute.

Ihr und Euer André Müller, Propst